Laut lachen und falsch singen. Neue Wege in Rom

aus Elisabeth Freundlinger

Laut lachen und falsch singen - und das womöglich noch in der Öffentlichkeit? Für die siebzigjährige Elfi ist so ein Verhalten unvorstellbar. Elfi hat vor vier Jahren ihren geliebten Mann verloren und sich seitdem in einen Kokon aus Trauer und Einsamkeit zurückgezogen, um die letzten Lebensjahre so würdevoll wie möglich hinter sich zu bringen. Und jetzt muss sie auch noch das Geburtstagsgeschenk ihrer Kinder „abdienen“: eine 4-tägige Reise nach Rom. Weil sich ihre Freude an einer Gruppenfahrt in Zwangsgesellschaft anderer Witwen sowieso in Grenzen hält, beschließt sie, nur das Sorgenkind der Familie mit nach Rom zu nehmen. Elfis 16-jährige Enkeltochter Bianca steckt nämlich gerade in einer veritablen Lebenskrise und braucht Abstand von zu Hause. Omas Idee einer Bildungsreise wird jedoch bald einer Korrektur unterzogen. Vor allem, als sie plötzlich vor jenem Mann steht, der sie mit seinem unkonventionellen Charme schon einmal fast herum gekriegt hat. Auf einmal verschieben sich die Rollen. Oma hat verliebtes Herzklopfen, die Enkeltochter erteilt klugen Rat.
Die eine trägt eine Perlenkette, die andere eine Sicherheitsnadel in der Wange. Die wechselnden Perspektiven schaffen Intensität und nachdenkliche Momente. Lesend begleitet man eine Jugendliche bei einem Reifungsprozess und eine ältere Frau bei einem unerwarteten Neubeginn. Und ist nebenbei Teil einer Schnitzeljagd auf der Piazza Navona, fiebert bei einem Fußballspiel mit, kocht Tagliatelle all‘Amatriciana und trinkt in einer Bar in Trastevere einen guten, italienischen Kaffee.
Kategorien: Belletristik, Frauenliteratur
aus 11. Februar 2024
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