Lu Kranich gehört seit einigen Jahren in die Kalte Welt, wo sie mit Kai, dem Winterjungen, zusammenlebt.
„Ich stehe nicht mehr an der Schwelle des Kommens und Verschwindens. Eine unglaubliche Last ist von mir genommen, und meine Neugier gilt nicht mehr den Rätseln des Bösen, sondern Beobachtungen, die entgrenzend sind.“
Doch es gibt Begebenheiten, die eine andere Sprache sprechen. Sie sagen, dass etwas geschehen wird. Etwas Ernstes. Etwas, das schwer zu lösen ist.
Bald erfährt ein Mitbewohner aus der KALTEN WELT - Jalmari mit dem zweiten Gesicht - dass es Menschen gibt, denen auf mystische Weise unausgelebte Talente verstorbener Ahnen übertragen werden. Ottokar von Benningsen ist ein solches Opfer. Bei einer lebensbedrohlichen Sturmflut auf der Überfahrt nach Helgoland erscheint ihm aus den Tiefen eines Wellentals das Antlitz einer Vorfahrin. Ab diesem Zeitpunkt wird aus dem früheren Richter ein begnadeter Zeichner und Protraitmaler. Erst nach und nach bemerken er und eine gute Bekannte von ihm, dass er nicht altert. Er lernt andere mit demselben Schicksal kennen. Sie alle eint die entsetzliche Erkenntnis, bis ans Weltenende existieren zu müssen, während Freunde und Verwandte wegsterben. Schon bald können sie nur noch bettelnd ihr Leben fristen, wenn sie in ihrem Märtyrium unerkannt bleiben wollen. Denn irgendwann können sie keine Rente mehr beanspruchen oder mit ihren übertragenen Talenten Geld verdienen, häufig den Wohnort wechseln, weil nicht sein darf, was nicht sein kann: Als auf ewig Untote mit ihren besonderen Fähigkeiten in die Öffentlichkeit zu gehen, in ihr zu leben.
Lus genialer Freund Sander setzt alles daran, die Koordinaten der Kalten Welt zu berechnen, um eine Katastrophe zu verhindern.
Das Buch ist eine Fortsetzung der beliebten Winterjunge-Saga. Es kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da wesentliche vorausgegangene Geschehnisse geschickt eingeflochten sind und die Handlung von WINTERJUNGE - DIE DEUTUNG DER ZEICHEN in sich abgeschlossen ist.